Sonntag, 17. November 2013

unfähig zum Glück?



»Jeder unparteiische Beobachter kann nur bestätigen, dass der Mensch nicht glücklich sein kann, er absolut nicht für das Glück geschaffen ist und ihn daher kein anderes Los erwarten kann, als Unglück zu verbreiten, indem er das Dasein seiner Mitmenschen ebenso unerträglich macht wie sein eigenes – seine ersten Opfer sind im Allgemeinen die Eltern.«

Michel Houellebecq: Die Möglichkeit einer Insel. 
Hamburg, Rowohlt 2012 (2005). 
S. 64f. 

Michel Houellebecq zu lesen, bedeutet, sich der Schwärze hinzugeben. Intelligent, zwingend provokativ bis zum Pubertären, dabei anregend und lehrreich.

›Die Möglichkeit einer Insel‹ spielt auf zwei Zeitebenen: aus einer fernen Zukunft blicken die geklonten Epigonen eines französischen Komödianten auf ihre Erstinkarnation zurück, ein trauriger Clown, der auf den Hund gekommen ist. Mit Schrecken und Ekel erkennt er das Geheimnis seines Erfolgs: sein misanthropischer Zynismus erlaubt dem Publikum, den eigenen Hass auf fast alles durch Lachen kaschieren zu können und ihm ein Ventil zu bieten.

Die Unfähigkeit zum Glück resp. die Tatsache des menschlichen Leidens am Sein macht er am Schreien des frischgeborenen Säuglings allegorisch manifest. 


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